

Quelle: Dr. Nico Rose
“Was Menschen als sinnvoll oder unsinnig erachten, ist individuell verschieden – auf der anderen Seite zeigt die Forschung mittlerweile ganz klare Sinn-Bausteine.” Dr. Nico Rose gilt als einer der Experten für Positive Psychologie in Deutschland. Gleichzeitig ist er Führungskraft, Speaker, Blogger, Autor und vieles mehr in einer Person. Wir haben mit ihm über “gute” Führung, individualisierte Personalentwicklung, über Sinn in der Arbeit und wie Unternehmen dazu beitragen können, und über vorwärtsgerichtetes Recruiting gesprochen.
Dr. Nico Rose
Dr. Nico Rose ist Diplom-Psychologe und hat im Bereich BWL (Controlling) promoviert. Zusätzlich hat er 2014 ein Masterstudium in angewandter Positiver Psychologie abgeschlossen und dabei u.a. bei Martin Seligman gelernt, dem Mitbegründer der Positiven Psychologie. Nicht zuletzt daher gilt er als einer der Experten für diesen Bereich in Deutschland. Nico Rose ist Führungskraft im HR-Bereich eines großen Medienkonzerns und konnte in diesem Rahmen bereits einige Auszeichnungen gewinnen. Zudem ist er Speaker, Blogger (und auch XING-Insider), Autor, Coach, Mitglied im Wirtschaftsforum der FDP und bekennender Heavy Metal-Fan.
Impulse aus dem Customer Relationship Management für das Talent Relationship Management
Das Thema “langfristige Kundenbeziehungen gestalten über verschiedene Touchpoints” und auf “den richtigen Moment zu warten” lässt sich aus Sicht von Nico Rose sehr gut auf das Talent Relationship Management übertragen. Aus dem eigenen Verständnis heraus, als “Recruiter auch Dienstleister am Menschen zu sein”, empfehlen Nico Rose und sein Team zu bestimmten Momenten auch, “etwas ganz anderes zu machen”. Das eigene Unternehmen investiere sehr viel in Events und die Begleitung von herausragenden Kandidaten für erfolgskritische Schlüsselpositionen, mit dem Wissen, manche der Personen werden vermutlich nie zu dem Medienkonzern kommen. “Das langfristige Denken über die Unterschrift im nächsten Arbeitsvertrag hinaus vermisse ich manchmal ein bisschen”, sagt Nico Rose.
Über gute “Führung von Menschen”
Die wichtigste Eigenschaft einer guten Führungskraft sei die Fähigkeit, anderen Menschen einen Vertrauensvorschuss zu schenken, da “Menschen sich in der Regel so verhalten, wie man es von ihnen erwarte.” Die stärkste Intervention, um gute Führungskräfte zu “formen”, sei in diesem Sinne “sie glauben zu machen, dass sie mit Top-Menschen zusammenarbeiten.” Gute Führung fange am Ende immer an mit der persönlichen Haltung, was man über Menschen denke und glaube.
Zudem ist es wichtig, die Stärken des Mitarbeiters zu identifizieren und anschließend seinen Job im Zusammenspiel mit dem Mitarbeiter so zu gestalten, dass die “Stärken möglichst zur Geltung kommen und die Schwächen möglichst irrelevant werden” – Nico Rose verweist dabei auf die Idee des Job-Crafting, bei der die Mitarbeiter ihr Aufgabenprofil selbst gestalten, und das in der Regel so, dass es “ ihren Stärken entspricht, dass es ihnen Spaß macht und dass sie die Aufgaben als sinnvoll empfinden.” Um dies zu ermöglichen, arbeitet Nico Rose in seinem eigenen Team viel mit Outsourcing.
Zuletzt bedeute gute Führung auch “loslassen” – “wenn ich glaube, dass ich alles wissen muss und woran die Mitarbeiter den ganzen Tag arbeiten, dann ist das Kind natürlich schon in den Brunnen gefallen.” Loslassen bedürfe somit auch wieder das Vertrauen zu den Mitarbeitern. “Wenn sich Führungskräfte weniger in konkrete Aufgaben einmischen, können Sie sich mehr um Führung kümmern.”
Sinn in der Arbeit, und wie ich als Unternehmen dazu beitragen kann
“Was Menschen als sinnvoll oder unsinnig erachten, ist individuell verschieden – auf der anderen Seite zeigt die Forschung mittlerweile ganz klare Sinn-Bausteine”, so Nico Rose: (mehr dazu hier)
- Beitrag / Impact: Trägt mein Unternehmen / meine Organisation dazu bei, die Welt besser zu machen?
- Zugehörigkeit: Fühle ich mich wohl mit dem System (den Unternehmenswerten), in dem ich arbeite und mit den Menschen, mit denen ich arbeite?
- Wirkung: Kann ich als Person etwas bewegen, kann ich Entscheidungen treffen, kann ich Dinge vorantreiben?
- Selbstwerdung: Komme ich mir durch meine Arbeit und Aufgaben als Mensch selbst näher? Darf ich Aufgaben erfüllen, die meinen ureigenen Stärken entsprechen? Wieviel von mir darf ich mit zur Arbeit bringen?
Mit Blick auf diese Faktoren lässt sich erkennen, dass ich als Unternehmen Einfluss nehmen kann auf das Ausmaß, inwiefern meine Mitarbeiter ihre Aufgaben als sinnvoll erachten, z.B. durch die Möglichkeit des Job-Craftings, durch Entscheidungsfreiheit, durch die aktive Gestaltung bzw. Einflussnahme auf die Unternehmens- und Führungskultur.
Vorwärtsgerichtetes Recruiting
“Wenn Sie einen guten Menschen sehen, der gut zu Ihnen passt, dann stellen Sie den ein – und vertrauen Sie darauf, dass die Arbeit den Menschen findet” – diese Aussage von Prof. Isabell Welpe symbolisiert nach Ansicht von Nico Rose ein neues Mindset, welches in deutsche Unternehmen Einzug halten müsse. Nicht mehr vergangene Erfahrungen seien wichtig, weil sich sowieso alles so schnell ändere, sondern die Fähigkeit, fortlaufend zu lernen, sich an neue Situationen anzupassen und sie sich zu Nutze zu machen.
Individualisierte Personalentwicklung mit Stärkenorientierung
“Häufig passiert Personalentwicklung nach dem Gießkannenprinzip – die neue Führungskraft durchläuft jetzt Modul Führung 1, 2 und 3”, bemängelt Nico Rose. Das sei aus Effizienzgründen zwar nachvollziehbar, dennoch sollte Personalentwicklung zukünftig individueller ablaufen, z.B. durch den Einsatz künstlicher Intelligenz. Auch Führungskräfte sind hier gefordert, sich mit entsprechenden Tools individueller mit den Stärken ihrer Mitarbeiter zu beschäftigen.
Weitere Themen, wie z.B. die Bedeutung vom Coaching von unerfahrenen Führungskräften, PsyCap das HERO-Modell und Freiheit im Büro gibt’s im Podcast! 🙂